Begabungsförderung

Das Konzept der Begabungsförderung am OHG basiert auf dem Begabungsmodell von Fischer (2014), in dem sich die Begabung allgemein als individuelle Befähigung (Potenzial) beschreiben lässt, das erst durch einen Lern- und Entwicklungsprozess in Leistung (Performanz) transformiert werden kann. Des Weiteren wird von einem multifaktoriellen Intelligenzbegriff ausgegangen. Während sich die klassische Definition der (Hoch-)Begabung in den derzeit üblichen Testungen auf die verbale, mathematisch-logische und räumliche Intelligenz bezieht, werden nach dem Ansatz nach Gardner weitere Intelligenzen betrachtet: die musikalische, körperlich-kinästhetische, emotionale Intelligenz (intra- sowie interpersonale Intelligenz) und die naturalistische Intelligenz. Damit diese Potenziale auch in besondere Leistungen transferiert werden können, sind weitere nicht-kognitive Bedingungen notwendig, auf die auch die Schule mit einem begabungsförderlichen Umfeld positiv einwirken kann.

Die schulischen Projekte zur Begabungsförderung werden am OHG dem Bereich der Inklusion zugeordnet (inklusive Begabungsförderung). Im Rahmen der inklusiven Unterrichtsgestaltung wird das Prinzip der „natürlichen Differenzierung“ (Wittmann, Seitz) in Kombination mit dem Montessori-Prinzip bzw. -Material verwendet. Ausgehend von einem Kernthema werden unterschiedliche Bearbeitungs- und Differenzierungsformen angeboten. Somit können die Lernenden an einem gemeinsamen Thema arbeiten, dies aber auf unterschiedlichen Niveauformen und mit unterschiedlicher inhaltlicher Tiefe (von Lernbeeinträchtigung bis Hochbegabung). Diese Unterrichtsformen werden derzeit schwerpunktmäßig in den inklusiven Klassen erprobt. Mittelfristig wird versucht, weitere Klassen und Jahrgänge in dieses Unterrichtskonzept mit einzubinden.

Einen weiteren Schwerpunkt im Rahmen der inklusiven Begabungsförderung bilden am OHG die Initiierung und Begleitung von Wettbewerbsbeiträgen (freie Leistungsvergleiche). Diese finden nicht nur im AG-Bereich, sondern auch im regulären Unterricht bzw. in den Wahlpflichtkursen (WPK) statt. Diese Schwerpunktsetzung in der Förderung zielt auf eine verstärkte Selbstorganisation und weitere Entwicklung metakognitiver Kompetenzen der Lernenden ab.

Identifikation besonders begabter Schülerinnen und Schüler

Die Identifikation von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Begabungen wird am OHG im Wesentlichen durch einen lernbegleitenden diagnostischen Prozess – auch in Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten – vorgenommen. Der Diagnoseprozess wird unterstützt durch Fragebogen und Checklisten, die von der Schulpsychologie für den Bereich der Begabungsförderung entwickelt wurden. Die Durchführung von Intelligenztests wird von schulischer Seite nur dann empfohlen, wenn eine lernbegleitende pädagogische Diagnostik nicht trägt und von Elternseite eine Notwendigkeit der Klärung besteht. In diesem Fall werden die Eltern jedoch darauf hingewiesen, dass die Testung mit einem aktuellen Intelligenztest und durch erfahrene Tester durchgeführt werden sollte, um Fehldiagnosen zu vermeiden.

Bei der Förderung begabter Schülerinnen und Schüler steht die Gesamtpersönlichkeit im Mittelpunkt. Ziel ist dabei, die individuellen Unterschiede der Lernenden und ihre besonderer Fähigkeiten zu fördern und diese nicht als eine Anzahl von Gleichheiten zu sehen. Insbesondere wird ein Augenmerk auf Schülerinnen und Schüler gelegt, bei denen eine Diskrepanz zwischen Potenzial und gezeigter Leistung besteht (Underachiever). Speziell für Lernende mit dem Phänomen Underachiever wird ein Lerncoaching nach einem speziell dafür entwickelten Beratungskonzept angeboten.

Leistung macht Schule – Wir sind dabei!

Im Juni 2015 hat die Kultusminister-Konferenz (KMK) beschlossen, die Förderung von leistungsstarken und potenziell leistungsfähigen Schülerinnen und Schülern zu verbessern. Dazu wollen sie in ausgewählten Schulen Lernbedingungen für die Schülerinnen und Schüler schaffen, die ihnen eine optimale Entfaltung ihrer Potenziale und ihrer individuellen Leistungsfähigkeit ermöglichen. Begleitet wird diese Förderstrategie durch eine enge Zusammenarbeit mit den Universitäten, sodass eine enge Praxis-Theorie-Verzahnung stattfindet. Das Projekt hat den Namen LemaS erhalten und bedeutet: „Leistung macht Schule – Eine gemeinsame Initiative von Bund und Ländern zur Förderung leistungsstarker und potenziell besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler.“

Seit Juni 2018 nimmt das OHG an dem Teilprojekt 6 „Adaptive Formate des diagnosebasierten individualisierten Fordern und Förderns im Regelunterricht“ teil. Der Projekttitel lässt vermuten, dass es so theoretisch wie unverständlich ist – dem ist aber nicht so. Begleitet werden wir von Wissenschaftlern der Universität Münster, unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Christian Fischer und Frau Dr. Christiane Fischer-Ontrup. Die Forschungsgruppe ist deutschlandweit bekannt für ein praxiserprobtes Konzept der Begabungsförderung – dem „Forder-Förder-Konzept“. Dabei erhalten Schülerinnen und Schüler gemäß ihrer Begabung bzw. ihres Potenzials die Möglichkeit, sich mit Themenbereichen auseinanderzusetzen, die sie besonders interessieren und eigene Forscherarbeiten darüber anzufertigen. Während des regulären Unterrichts werden ihnen die Möglichkeiten geboten, ihre Fragestellungen zu erforschen, indem sie Strategien der Internetrecherche, der Dokumentation und der Präsentation erlernen bzw. weiter ausbauen. Die Schülerinnen und Schüler werden durch Lehrkräfte dahingehend angeleitet, die notwendigen Lernstrategien zunehmend selbstständig und selbstorganisiert anzuwenden. Weitere Informationen, wie das OHG das LemaS-Projekt umsetzt, finden Sie hier.

Mitarbeit im Kooperationsverbund „Förderung besonderer Begabung“ Springe

Das OHG ist Mitglied im Kooperationsverbund (KoV) „Förderung besonderer Begabungen“ Springe, in dem sich die Grundschulen (innerer Kreis: GS Bennigsen und GS Eldagsen, äußerer Kreis: Bredenbeck, GS Hinter der Burg, GS Am Ebersberg) mit den weiterführenden Schulen (IGS und OHG) zusammengeschlossen haben. Ziel der gemeinsamen Arbeit im Kooperationsverbund ist der kollegiale Austausch über die unterrichtliche und außerunterrichtliche Förderung besonders begabter Schülerinnen und Schüler. Der Schwerpunkt in den letzten Jahren lag in der Gestaltung inklusiver, begabungsfördernder Lernumgebungen in den Fächern Deutsch, Mathematik und den Naturwissenschaften – insbesondere in den Klassenstufen 3 bis 6.

Im außerschulischen Bereich bestehen schulformübergreifende Förderungen im naturwissenschaftlichen Bereich in den Jahrgängen 4 und 5 durch den „NAWI-Club“, bzw. im mathematischen Bereich für die Jahrgänge 1 bis 4 durch den „Gauß Junior Club“. Beide Kurse werden wöchentlich am OHG für alle Schulen des KoV angeboten und geben Möglichkeiten zur vertiefenden Auseinandersetzung mit Forschungsfragen oder mathematischen Fragestellungen. Die ausführlichen Inhalte zum Konzept des Kooperationsverbundes finden Sie hier.

Außerschulische Kooperationspartner im Bereich der Begabungsförderung

Seit 2006 besteht eine Zusammenarbeit mit Uni-KIK der Universität Hannover zur Förderung besonderer Begabungen von Schülerinnen und Schülern ab der 9. Klasse im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Dabei nehmen die Lernenden nicht nur an Kursen mit besonderen thematischen Schwerpunkten teil (Gauß-AG), sondern werden über die Winter-Uni und andere Vorbereitungskurse auch auf ein zukünftiges Studium vorbereitet. In den letzten Jahren nahmen auch Oberstufenschülerinnen und -schüler an der Frauenhofer Talent-School in Bremen teil.

Besonders herausragende Schülerinnen und Schüler werden durch die Fach- und Klassenlehrer regelmäßig für die (Junior) Schüler-Akademien empfohlen oder erhalten in der Oberstufe bei entsprechenden unterrichtlichen Leistungen die Möglichkeit, im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich ein Junior-Studium aufzunehmen.