Thank You for the Music
Ein musikalisches Dankeschön an eine schwedische Popband
Alegría!
Wer hätte gedacht, dass der Ausruf einer spanischen ESC-Combo zu Beginn der allabendlichen Aufführungen zum geflügelten Wort oder gar zur alltäglichen Begrüßung werden sollte? Er bringt es wohl auf den Punkt, welch Freude Spieler, Tänzer und Sänger auf der Bühne ausgestrahlt, welch Jubel sie vor der Bühne ausgelöst und welch Fröhlichkeit sie hinter der Bühne verbreitet haben.
Aber reichen ein paar heitere Popsongs und bunte Kostüme für ein intensives Freudengefühl? Wohl kaum. Es war vielmehr die Entdeckung, dass „ABBA“ eben nicht nur für „ein bisschen Glitzer, ein bisschen Glamour, ein bisschen nackte Haut“ steht, sondern auch für Authentizität und Emotionalität, für Texte und Melodien, die eng mit ihrem Leben verknüpft waren und deshalb die Menschen auch heute noch zu berühren wissen.
In einer vor zwei Jahren im Fernsehen ausgestrahlten Dokumentation sagt Björn Ulvaeus: „Wir waren diese kleine unbekannte Gruppe aus Schweden und wir waren so anders.“ Und ihr Autobiograf Carl Magnus Palm stellt fest: „Der Grund, warum man sie immer noch hört, ist, weil die Musik so gut ist. Das gilt auch noch nach vier Jahrzehnten.“
Aber was genau ist das Besondere an diesen vier Musikern aus Schweden? Anni-Frid Lyngstad erinnert sich noch heute daran, wie sehr sie die Musik berührt hat, als sie die Melodie das erste Mal gehört hat: „Als Agnetha und ich die Gesangsspur aufnahmen… ich kann es schlecht beschreiben, aber da war etwas ganz Besonders in diesem Song.“ Mike Watson, der Bassist ABBAs, wundert sich: „Agnethas und Fridas Stimmen sind einzigartig, wenn sie zusammen singen, wird es magisch.“ Und der „Stern“ schreibt, dass es vieles von dem, was die Magie einer Agnetha Fältskog ausmacht, schon auf ihrer ersten Single gab: Ihre Stimme klinge ebenso klar wie traurig, während sie auf dem Cover als Femme fatale posiert.
Die Idee war also, genau diesem Reiz, den ABBA auf Millionen Menschen ausgeübt hat, nachzuspüren. Biografien werden gelesen, Dokumentationen gesichtet, unzählige Internetseiten durchforstet. Und allmählich kristallisiert sich die Geschichte dieser schwedischen Popband heraus, nach und nach fügen sich die Bilder aneinander, mit denen man versuchen kann, sie zu erzählen: Beim Betrachten von ABBAs Live-Shows in Australien fällt die Performance ihres Songs „Tiger“ besonders ins Auge. Während der Proben entwickelt sich dieser „Tiger“ zu einer eigenen metaphorischen Figur, welche die musikalische Inspiration und die mit ihr verbundene Verlockung des Erfolgs verkörpert und damit den Gegenspieler Agnethas darstellt, an welcher sich der Konflikt der Band entzündet. Der innere Zwiespalt Agnethas, die sich zwischen Show- und Familienleben hin- und hergerissen fühlt, wird zum Mittelpunkt der Aufführung und von zwei Figuren verkörpert, die getrennte Wege gehen und nicht recht zusammenfinden können.
Von einer bonbonfarbenen „Mamma Mia“-Welt weit entfernt vermochten die Aufführungen die Zuschauer dennoch an die Hand zu nehmen, durch zehn bewegte Show- und Ehejahre von Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid zu führen und für viel Freude zu sorgen. Alegría!
Weitere Musiktheater-Projekte:
3GO – Die Dreigroschenoper: Ein Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern (2012)